Uta hat den Chinesisch Crashkurs direkt in China angewendet und mir diesen Erfahrungsbericht per eMail geschickt. Es hat mich sehr gefreut das Land aus ihrer Sicht kennen zu lernen und deshalb habe ich sie gefragt ob ich die eMail mit dir teilen darf.

chinesisch auf Reise benutzen - Hongkong und China

chinesisch sprechen leicht - chinesische Landschaft bei yunnan

Wenn du also bald nach China reist oder auch ein Fan von dem Land bist, dann wird’s jetzt interessant für dich;)

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Hallo Kilian,

heute nehme ich mir nun endlich die Zeit zu antworten. Unsere Reise nach China war unbeschreiblich schön und interessant. Und stark dabei geholfen hat mir Deine Seite zu China. Viele Tipps konnten wir gut nutzen.

Den Kurs haben wir nur in Papierform genutzt – da aber sehr erfolgreich. Mit dem Sprechen lernen – da war die Zeit zu knapp. Wir sind beide, mein Mann und ich selbständig tätig und als Oma und Opa stark eingebunden. Dazu kommen noch eigene Freunde und Hobbies.

Wir waren zu viert (3 Männer – 83, 81 und 66 Jahre und ich 57 Jahre) auf persönliche Einladung eines Freundes (Chinese aus Nanjing der bis 2014 11 Jahre in Deutschland mit seiner Familie lebte) und Heilpraktikers in China. Wir besuchten Beijing (6 Tage), Nanjing (8 Tage), ein Dorf (1 Tag), Hangzhou (3 Tage) und Shanghai (3 Tage).

Gut war der Tipp, sich vor Ort Germanistik-Studenten zu suchen die als Reiseleiter uns ihre Stadt zeigen. Unser Freund hat diese organisiert und es war sehr angenehm, da wir dadurch persönliche Kontakte hatten. Allerdings mussten wir dadurch auch nicht viel chinesisch reden ;-(

Immer wenn wir allein unterwegs waren half aber der schriftliche Sprachkurs sehr gut.

Ein ganz toller Tipp war auch, mal bei Sonnenaufgang in Beijing den Tien-Anmen-Platz zu besuchen. Ich würde Dir gern ein Video davon zukommen lassen – allerdings weiß ich nicht wie, denn die Datei hat 148 MB. Es war erstaunlich, wie viele Leute so früh am Morgen (4:58 Uhr ging am 18.05. die Sonne auf) sich dieses Schauspiel anschauen. Da ist absolutes Nationalbewusstsein zu erleben.

Was hat uns in China am meisten erstaunt?

– die sauberen Städte und Verkehrsmittel
– die netten Menschen
– das abendliche Parkleben
– die wahnsinnig schnelle Entwicklung in China, auch z.B. wie dort gebaut wird
– die tolle Organisation des Lebens dort
– das wohlschmeckende Essen und die Essensvielfalt
– die schnellen Verkehrsmittel (z. B. Zug mit 300 km/h fährt ruhig und zuverlässig zwischen allen großen Städten; U-Bahn fährt rund um die Uhr und pünktlich) – und als wir mal den Zug nicht pünktlich erreicht haben konnten wir kostenlos die Fahrkarten umtauschen
– alles ist toll ausgeschildert (in chinesisch und seit der Olympiade auch in englisch)
– in den Großstädten fahren die Zweiräder, egal ob Fahrrad, Moped oder Motorrad fast ausschließlich elektrisch (oder per Beinantrieb) – wir haben in den 3 Wochen nur 3 Knatterkisten (Motorräder wie in Deutschland) erlebt und waren in Millionenstädten den ganzen Tag immer unterwegs
– auch viele Busse sind inzwischen elektrisch angetrieben
– es gibt in China einen Mindestlohn von derzeit umgerechnet 650€ der gesetzlich festgelegt jährlich um 5% steigt
– und die ganze Natur, die Parks, die historischen Bauten – alles ist wunderschön
– das tolle Nebeneinander von alter Kultur und Moderne
– auch in vielen Museen war durch Filme (3D ohne Brille!) alles auch für nicht chinesisch oder englisch sprechende Menschen gut verständlich
– wie Probleme staatlich gelöst werden – dazu einige Beispiele:
1) ist Feuerwerk im Land der Erfinder jetzt wegen der Umweltverschmutzung verboten – auch zum Neujahrsfest wo es seit Kaisers Zeiten dazu gehörte; und das Verbot wird eingehalten;
2) ist Fahren unter Alkohol verboten und wird sofort stark bestraft;
3) tritt man der Korruption seit 2014 sehr stark erfolgreich entgegen;
– wichtig ist immer zu sehen, dass dort ein Volk von 1,35 Mrd. Menschen organisiert werden muss auf einer Fläche, größer als Europa (!)

Wir sind auch viel U-Bahn gefahren. Es ging schnell, zuverlässig und preiswert. Um den Weg immer wieder nach Hause (ins Hotel) zu finden haben wir regelmäßig den Namen der U-Bahn-Station fotografiert und beim Fahrkartenkauf dieses Bild vorgezeigt. Dann war nur noch die Fahrkartenzahl zu nennen und zu zeigen und Danke zu sagen. Das ging super. Bald konnten wir sogar die Fahrkarten am Automaten kaufen – lernt man recht schnell trotz der wahnsinnig großen U-Bahn-Netze. Obwohl wir aus Berlin kommen – diese Stadtgrößen in China sind mit nichts zu vergleichen.

Was war noch besonders?

Wir hatten Glück und konnten uns eine chinesische Schule von innen ansehen. Die Fröhlichkeit und Konzentration der Schüler, die Sauberkeit in der Schule (Grundschule wird auch von den Schülern sauber gehalten), die tolle Technik im Unterricht – da merkt man, dass Bildung in China groß geschrieben wird.

Wir haben uns auch mit alternativer Medizin beschäftigt – einer der Anlässe unserer Reise. Leider setzen die Chinesen, zumindest die jungen Chinesen gerade auf die Pharma mehr als auf Ihre Tradition – eine Pille und die Schmerzen sind weg ist eben schneller und einfacher als tägliche regelmäßige Entgiftung durch Klopfung, Massage u.ä. vorzunehmen. Die Neben- und Nachwirkungen merkt man ja erst in ein paar Jahren. Doch dort, wo TCM (Traditionelle chinesische Medizin) noch angewendet wird berichten die Menschen davon begeistert und von guten Heilerfolgen.

Wahrscheinlich werden wir in 5-8 Jahren noch mal nach China reisen und uns dann die weitere Entwicklung anschauen.

Deine gesamten Seiten haben uns in der Vorbereitung stark geholfen und der Sprach-Crashkurs war zumindest eine starke Anregung, keine Angst vor der Sprache zu haben. Ich möchte Dir noch mal sehr dafür danken.

Unsere nächste Reise wird uns im nächsten oder übernächsten Jahr nach Kuba bringen. Wir würden auch dort gern etwas privater fahren, haben aber noch nichts geplant. Und auch hier wäre so ein Sprachkurs und diese A4-Blätter bestimmt sehr hilfreich da wir auch kein Spanisch verstehen. Hast Du so etwas auch oder weißt Du wo man das findet?

Nun komme ich zum Ende und habe wieder ein gutes Gewissen, da ich Dir endlich meinen Reisebericht übersenden konnte.

Beste Grüße aus Berlin von Uta Glienke

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Danke liebe Uta für deine Eindrücke.

Die Idee Bilder von den Straßenschildern zu machen ist ja spitze! Gerade wenn alles auf Chinesisch ist.

Mit Zahlen und Gesetzen ist bei Chinesen dennoch aufzupassen. China ist das Land mit den strengsten Gesetzen das stimmt.

chinesische Polizei in China - kann oft kein englisch sondern nur chinesisch sprechen

Durch die hohe Luftverschmutzung sind deshalb zum Beispiel nur Elektroroller erlaubt (die man übrigens auch ohne Führerschein für 10-15 Euro pro Woche auch selbst ausleihen kann).

Dennoch bringen strenge Gesetze und die niedrigen Gehälter der Polizisten auch viel Korruption mit sich. Manche Chinesen erzählen es uns Westlern zwar lieber mit dem Blick durch die rosarote Brille. Die Zahlung von Schmiergeldern kommt trotzdem noch häufig vor.

Klar wenn ich ins Gefängnis eingelocht werde, nur weil ich einen Schluck Alkohol am Steuer hatte, dann ist die Härte dieses Gesetzes so unrealistisch, dass es kaum umsetzbar ist.

Die Umsetzungsgeschwindigkeit und die Kampagnen der chinesischen Regierung sind dennoch sehr erstaunlich.

Als wir das erste mal in China waren wurde zum Beispiel eine neue U-Bahn gebaut. Zu dieser Zeit spuckten noch alle auf die Straße und es war total dreckig. Kurz bevor wir nach Deutschland zurück kehrten begannen unsere chinesischen Freunde aber plötzlich täglich eine SMS zu bekommen. Darin stand, dass sie nicht auf die Straße spucken sollen, weil es für andere unangenehm ist. Als wir nur 6 Monate später erneut in China waren, war plötzlich alles sauber und keiner spuckte oder pinkelte mehr in der Gegend herum.

Die Regierung greift oft zu solchen Mitteln. Im Bus wurden uns sogar schon Filme gezeigt wie Leute durch den Bus geschleudert und schwerverletzt wurden, die bei einem Unfall nicht angeschnallt waren. Und es wirkt. China entwickelt sich rasend schnell mit allen Vor- und Nachteilen – wie zum Beispiel auch dem von dir genannten Beispiel mit der Pharma anstelle der TCM.

Unterm Strich bleibt es trotzdem China und auch wenn Feuerwerk verboten ist, wird dieses wohl noch eine ganze weile „die Luft verschmutzen“ 😉

Chinese liefert Wasser aus - sehr wahrscheinlich ist es ein elektroroller

PS: Es freut mich, dass du das Land so beeindruckend fandest. So ergeht es mir auch.

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