Ich war Anfang 20 und fühlte mich frei. Vor allem, wenn ich unterwegs war Richtung Spanien oder Südfrankreich. Entsprechend häufig war ich auf Tour.

Meist mit dem Auto oder oft auch trampend war ich auf dem Weg nach Süden. Manchmal saß ich nachts auch im Zug von Lyon nach Marseille. Da war ich dann auf dem Weg nach Toulon. Auf einem Campingplatz lebte ein deutscher Straßenmaler, der mir ein wunderschönes Tattoo stach als es noch unkonventionell war. Nach einer halben Stunde und der ersten Flasche Wein hörten seine Finger auf zu zittern und das Bild war vorgezeichnet. Ein Teil der weiteren 3 Flaschen half mir über die Schmerzen der nächsten Stunden hinweg.

Heute ist der einst so farbenfrohe Schmetterling nur noch bläulich-schwarz und wirkt verwaschen. Er ist auch mein einziges Tattoo geblieben.

Nachts schwarz im Zug

Wenn ich also nach Südfrankreich trampte, legte ich die Strecke Lyon – Marseille im Zug zurück. Nachts zwischen 3 und 6 Uhr fuhr ein Express durch und der Schaffner schlief. Das bedeutete Geld sparen. Einmal nahm ich einen früheren Zug um Mitternacht oder so und wurde erwischt. Da saß ich dann mit 5 anderen Schwarzfahrern in einem speziellen Abteil Die Stimmung war gut und hin und wieder kam der Kontrolleur hinzu und lachte mit den Anderen. Klar wurden wir beim nächsten Halt rausgeworfen – in Marseille, meinem Ziel.

Nach Spanien fuhr ich meist mit dem eigenen Auto. Das Geld reichte bis Katalonien. Manchmal fuhr ich sogar über Ostern nur für ein paar Tage, weil es anders nicht ging. In einem Rutsch runter nach Spanien durch. Meist Landstraße, weil die Autobahn zu teuer war. Je nachdem welches Auto ich gerade fuhr, war es mal bequemer, mal weniger, mal stylischer, mal weniger. Wenn ich nicht mehr konnte, hielt ich auf einem Parkplatz an und schlief ein Runde. Immer hatte ich Mitfahrer dabei. Entweder eine Freundin oder jemand von der Mitfahrzentrale vermittelt. Der Fahrer war immer ich. Meist schaffte ich die Strecke bis Cadaquès in weniger als 24 Stunden. Danach war ich steif und erschöpft.

Wen kümmerte das schon. Mich nicht. Ich war in Spanien, juhu. Katalonien ist zwar nur das Eingangstor zu Spanien, aber egal. Erreichbar. Cadaquès. Wie der Name schon klingt. Klar, dass sich Salvatore Dalí hier wohl gefühlt hat. Ein pittoreskes Fischerdorf mit künstlerischem Flair. Anziehungspunkt für viele junge Leute aus ganz Europa mit wunderschönen authentischen Bars und Restaurants. Meist schlief ich auf dem Campingplatz, nur einmal in einer Pension mit einem viel zu weichen Bett. Prompt hatte ich einen Hexenschuss wegen der langen Fahrt und der schlechten Matratze.

Ein paar Brocken Spanisch

Hier in Cadaques probierte ich auch meine ersten Worte in Spanisch aus. „Dos café con leche y dos bocadillos con queso por favor“ ging mir nach kurzer Zeit so leicht über die Lippen, dass ich mich bald schon an mehr und schwierigeren Sätzen traute. Dennoch hielten mich Spanier nie für einen der ihren. Ich war blond und blauäugig – auch im übertragenen Sinn. Gerne hätte ich mehr gelernt als „Pollo al Ajillo“ und „Anisado dulce“ korrekt auszusprechen, aber die Zeit war noch nicht reif für Sprachkurse wie den Spanisch-Crashkurs.

Während dieser schönen Tage in Katalonien musste ein Ausflug zum Embalse de Boadella sein, einem Stausee am Fuße der Pyrenäen. Viele Städter kamen dorthin, um sich zu entspannen, zu angeln und zu grillen. Als ich mit einer deutschen Tramperin, die ich unterwegs aufgegabelt hatte, für ein paar Tage am See campte, sprachen wir auch immer wieder mit den Einheimischen. Was heißt hier sprachen? Wir verständigten uns mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Spanisch.

Sie überraschte mich mit der Geschichte ihres Namens. Um mich zu überzeugen, zeigte sie mir gleich ihren Personalausweis, weil ich es sonst nicht geglaubt hätte. Im Pass stand „Iwon“ als Vorname. Ja, genau wie Yvonne, nur eben in deutscher Schreibweise. Der Standesbeamte hatte sich geweigert, den französischen Namen in das Stammbuch einzutragen und die Eltern hatten klein beigegeben. Heute unvorstellbar bei den vielen Kevins, Chantals und Anouks.

Kacke oder Brötchen oder was?

Auf diesem Trip war ein Besuch im Dalí-Museum Pflicht. Das geniale Spiel mit Perspektiven und Traumwelten hatte es mir angetan. Immer stand ich am Eingang vor dieser skurrilen Außenmauer, sinnierend, ob die Verzierungen nun Hundehaufen oder eine Art Brötchen oder sonst was sein sollten. Was sich Dali dabei wohl gedacht hatte?

Auch Barcelona war oft auf meiner Route. Ich liebte es in dieser großen Stadt Auto zu fahren. Ohne Navi war das ein echtes Abenteuer. Riesige Kreisel wie in Paris. Es galt nach Gefühl zu fahren, nicht nach Schildern wie in Deutschland. Ein kleiner Kratzer im Lack, weil man zu nah an ein anderes Auto geraten war? „No hay problema“. Eine herrliche Lebenseinstellung, die mich immer wieder begeistert hat. Ausparken in engen Parklücken? Ha, da schiebt man das Auto vorne und hinten einfach ein bisschen mit der Stoßstange beiseite und schon ist Platz. So ganz anders als in Deutschland, wo das Auto gehegt und gepflegt wurde. Samstags war Autoputztag.

Ziegenschinken direkt von der noch behaarten Haxe gehobelt in einer Bar im Hafenviertel. Die Baustelle La Sagrada Familia. Mit dem Golf Diesel über Stock und Stein in den Ausläufern der Pyrenäen nach dem Motto „solange die Ölwanne hält fahren wir weiter“. Diese Bilder tauchen auf, wenn ich weiter über diese Ausflüge nachdenke. Herrlich. Deswegen ist Reisen so wertvoll. Meine intensiven Erinnerungen nimmt mir keiner.

Das waren meine Abenteuer der frühen 80er. Danach ging es dann schon raus aus Europa. Kenia und Thailand lagen zuerst auf meiner Reiseroute. Wo warst du in Anfang der 80er unterwegs?

Wichtig für unterwegs:


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 Ich danke JaimeElfrances für sein schönes Foto von Cadaques auf Pixabay – Es sah damals genauso aus. Leider sind mir meine eigenen Fotos aus der Zeit abhanden gekommen, obwohl ich viel fotografiert hatte.

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